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Ischia mit seinen Thermalquellen, der pittoreske Geheimtipp Procida und der Promi-Hotspot Capri mit seinen atemberaubenden Ausblicken: Die Inseln im Golf von Neapel sind alle die Reise wert. Hier findest du Tipps fürs Inselhopping.
Türkisblaues Wasser und strahlenden Sonnenschein bieten sie alle drei im Überfluss. Darüber hinaus sind Procida, Ischia und Capri allerdings grundverschieden. Jede für sich hat ihren ganz eigenen Charme. Von Neapel aus sind die Inseln nur ein kurze Fährfahrt entfernt – also geht’s direkt los auf Tour.
1. Procida – die unbekannte Schöne
Es ist noch nicht einmal eine halbe Stunde her, dass wir das trubelige Neapel hinter uns gelassen haben, da erscheint schon der Hafen von Procida am Horizont. Uns empfängt strahlender Sonnenschein – und während unten im Hafen von Marina Grande die Segelboote im Wasser schaukeln, thront oben auf dem Hügel die Terra Murata, das alte Zentrum der kleinen Insel.
Bis vor einigen Wochen hatte ich dieses hübsche Fleckchen noch überhaupt nicht auf dem Schirm – und das geht nicht nur mir so. Procida ist nicht nur die kleinste der Inseln im Golf von Neapel, sie ist auch immer noch ein Geheimtipp. Hier geht es tatsächlich noch richtig authentisch und gelassen zu. Große Hotels gibt es nicht und auch Touristen verirren sich bisher noch nicht allzu oft hierher.
Marina Corricella, pastellfarbene Inselperle
Im pittoresken Hafen von Corricella sitzen abends noch die Fischer neben ihren Booten und klönen, nachmittags sonnen sich die umherstreunenden Katzen in der Sonne. Ein Postkartenmotiv. Corricella ist das Juwel der Insel. Die pastellfarbenen Häuser schmiegen sich an den Hang, davor liegen die Fischerboote. Einfach zu erreichen ist dieses Schmuckstück allerdings nicht: Wer nicht mit dem Boot kommt, muss eine der zahlreichen Treppen nehmen. Dafür erwarten dich unten leckere Fischrestaurants direkt am Wasser mit Ausblick aufs Meer. Mein Tipp: Das gerade neu eröffnete Il Pescatore.
Den schönsten Ausblick auf den Hafen hast du übrigens von ganz oben: In der Terra Murata verbirgt sich hinter den hohen Festungsmauern ein kleines Städtchen mit Kirche und Dorfplatz. Von hier oben kannst du bei gutem Wetter bis hinüber zum Vesuv und nach Capri schauen – und natürlich auch hinunter nach Corricella.
Malerische Filmkulisse und ungeschminktes Dorfleben
Der Massentourismus scheint auf Procida bis heute völlig fern. In Marina Grande sitzen abends die Dorfbewohner am Kirchplatz und plauschen. Die Nachbarn treffen sich im kleinen Lädchen nebenan und tauschen die letzten Neuigkeiten aus. So viel Ursprünglichkeit bietet auch immer wieder die passende Kulisse fürs Kino. In den 90ern wurden hier „Il Postino“ und „Der talentierte Mr. Ripley“ gedreht. An die filmreifen Drehorte erinnern zahlreiche Hinweistafeln.
Unweit von der kleinen Marina Corricella liegt übrigens auch einer der schönsten Strände der Insel: Chiaia. Auch hierher kommst du nur über eine steile Treppe hinunter ans Meer. Leichter zu erreichen ist der Strand von Ciracciello unweit der Marina Chiaiolella. Hier am südlichen Ende der Insel geht es sogar noch beschaulicher zu. Früher der Krater eines Vulkans, erinnert daran heute nur noch der schwarze Sand am Strand. Inzwischen liegt hier ein kleines Fischerdörfchen. Für uns geht’s aber zurück nach Corricella. Von unserer Terrasse im Hotel Corricella haben wir Panoramablick auf dieses fast magische Örtchen – und den wollen wir genießen, so lange es ihn noch so authentisch gibt.
2. Ischia – Sandstrand trifft Thermalquelle
Von der kleinsten Insel im Golf von Neapel geht es am nächsten Tag weiter zur größten: Ischia ist mit ihren 46 Quadratkilometern die Hauptinsel der Phlegräischen Inseln. Und schon im Hafen wird sichtbar: Ischia ist nicht nur deutlich größer, sondern auch viel grüner. Wälder und Weinberge wechseln sich hier ab mit kleinen Bergdörfchen und traditionellen Badeorten. Um die zu entdecken, mieten wir uns gleich in Ischia Porto einen Roller und düsen los. Alternativ fährt auch der Bus halbstündig vom Busbahnhof unweit des Hafens rund um die Insel.
Für uns geht es vom Hafen in Ischia Porto zuerst nach Ischia Ponte. Die beiden Orte gehen quasi ineinander über – und entlang der Via Roma und über den Corso Vittoria Colonna kannst du die rund zwei Kilometer auch gemütlich an kleinen Lädchen und Restaurants entlangschlendern. Oder du machst einen kleinen Abstecher nach links und landest direkt am Meer und am Strand.
Castello Aragonese, das Wahrzeichen von Ischia
Von dort aus hast du auch gleich das Wahrzeichen der Insel im Blick: das Castello Aragonese. Die Burg thront auf einem felsigen Inselchen über Ischia Ponte und ist über eine Brücke mit dem Ort verbunden. In Ischia Ponte geht es – auch wenn Ischia touristisch bestens erschlossen ist – jetzt in der Nebensaison beschaulich zu. Auch hier dösen am Hafen die Katzen in der Sonne – oder im Buchladen auf den Auslagen. Und wenn du wie wir gleich morgens da bist, kannst du bei einem der Fischer fangfrischen Fisch einkaufen. Wir wollen ja aber noch ein bisschen von der Insel sehen und düsen erstmal weiter.
Strände gibt es auf Ischia im Gegensatz zu Procida und auch Capri tatsächlich einige. Die schönsten liegen im Süden der Insel rund um das Dörfchen Sant’Angelo. Der Spiaggia dei Maronti gilt als der schönste der Insel, beliebt sind auch die Strände von Citara und Lacco Ameno. Westlich von Sant’Angelo liegt außerdem die Baia di Sorgeto, Ischias einzige frei zugängliche Thermalquelle. Das warme Heilwasser der Vulkaninsel war schon bei den Römern beliebt – und hier kannst du es in freier Natur genießen. Ein bisschen erinnert mich das an die Hot Pots ins Island. Nur sind die Temperaturen hier auf Ischia deutlich angenehmer – selbst Ende September.
Von Sant’Angelo nach Forio
Auf jeden Fall musst du einen Zwischenstopp in Sant’Angelo einlegen. Das kleine Dörfchen mit dem markanten Hügel gegenüber gilt als der malerischte Ort der Insel. Und tatsächlich lässt es sich hier wunderbar durch die verkehrsberuhigten Gassen treppauf und treppab schlendern, immer Richtung Hafen. Dort kannst du schließlich an der Piazetta Ottorino mit einem Drink in der Hand in der Sonne sitzen und das bunte Treiben auf dich wirken lassen.
Weiter geht es anschließend nach Forio, der größte Ort der Insel. Hier kannst du durch die kleinen Altstadtgassen bummeln und ein bisschen shoppen. Einen Abstecher ist die kleine Chiesa del Soccorso wert. Das weiße Gotteshaus thront am Ende der Stadt über dem Wasser, besonders voll wird es hier abends zum Sonnenuntergang. Auf Gartenliebhaber warten rund um Forio mit den Giardini Ravino und La Mortella zwei sehenswerte botanische Gärten.
Auf dem Rückweg nach Ischia Porto legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp in Lacco Ameno ein. Dort, wo früher Filmstars urlaubten, geht es heute eher beschaulich zu. Trotzdem ist der Spaziergang entlang der Uferpromenade nett. Und wenn du dich nach all dem Inselsightseeing ein bisschen entspannen möchtest, bietet sich das Thermalbad Negombo an – eine Mischung aus Strand, Thermalbad und botanischem Garten.
3. Capri – verrückter Promi-Hotspot mit Ausblick
Erst das entspannte Procida, dann Ischia – und nun Capri. Schon in dem kleinen Hafen von Marina Grande ist klar: Hier ist alles anders. Kaum angekommen, habe ich das Gefühl, mittendrin im Wimmelbild gelandet zu sein. Hier wuselt alles durcheinander: Tagestouristen, die zur Seilbahn nach Capri-Stadt eilen, Taxifahrer auf der Suche nach Kunden – und dazwischen wir.
Apropos Taxis: Die gibt es so nur auf Capri. Sie sind allesamt Cabrios und Sonderanfertigungen mit Sonnendach und bieten hinten Platz für sechs Personen. Auch die Busse, die gleich nebenan Richtung Capri-Stadt und Anacapri starten, sind ungewöhnlich klein. Einen davon schnappen wir uns – und ich fühle mich schon wieder wie im Film. Die Straßen des berühmten Inselchens sind winzig. Während der Sommermonate dürfen hier sogar nur Einheimische fahren. Und ganz schnell wird klar, warum: Es geht oft um Zentimeter. Der Roller passt trotzdem irgendwie noch durch.
Auch oben im Städtchen herrscht Trubel. Auf der Piazza Umberto sind in den Cafés schon fast alle Plätze besetzt. Später am Abend ist hier der internationale Jet-Set zu Gast. Und auch tagsüber geht’s ums Sehen und Gesehen werden. Insgesamt fühlt sich Capri-Stadt mit den angesagten Restaurants und Boutiquen der internationalen Topmarken sofort an wie Italiens Saint-Tropez. Mittendrin gibt’s trotzdem ursprüngliche Lädchen wie die Gelateria Buonocore. Hier musst du unbedingt ein Eis probieren, die Waffeln dafür werden sogar noch selbst gebacken.
Schroffe Felsen und atemberaubende Ausblicke
Schon die Römer waren dem Charme Capris erlegen. Ihnen gefolgt sind Schriftsteller, Modeschöpfer und Filmstars. Thomas Mann, Sophia Loren, Elton John, Giorgio Armani oder jüngst Leonardo DiCaprio. Ein Grund sind sicher die schroffen Felsküsten und atemberaubenden Ausblicke aufs azurblaue Meer. Strände gibt es auf Capri kaum, dafür unzählige malerische Buchten.
Einen der schönsten Ausblicke hast du von den Giardini di Augusto unweit von Capri-Stadt. Hier stehen auf der einen Seite die berühmten Faraglioni-Felsen im Wasser – und auf der anderen Seite geht der Blick hinunter zur schwindelerregenden Via Krupp. Der deutsche Großindustrielle ließ Anfang des vergangenen Jahrhunderts den Serpentinenweg von seiner Villa hinter ans Meer bauen.
Wenn du noch mehr von diesen Ausblicken haben möchtest, solltest du unbedingt den kleinen Spaziergang entlang der Via Pizzolungo einplanen. Vom Arco Naturale über die spektakulär auf einem Felsen gelegene Villa Malaparte bis zum Belvedere Tragara läufst du hier entlang eines wunderschönes Küstenwegs mit Meerblick. Verpasst haben wir hingegen die blaue Grotte. Im Herbst kann es auch auf Capri mal stürmisch sein – und dann darf die berühmte Grotta Azzurra nicht befahren werden.
Unterwegs über die Zitroneninsel bis nach Anacapri
Genau wie die Amalfiküste ist auch Capri geprägt von den unzähligen Zitronenbäumen. Entsprechend dreht sich hier auch alles um die Zitrusfrucht: vom Limoncello über das Zitroneneis bis hin zu Keramikbänken im Zitronenlook. In Anacapri stößt du sogar mitten im Ort immer mal wieder auf kleine Zitronengärtchen.
Anacapri liegt hoch oben über Marina Grande – und die ehemalige Abgeschiedenheit sorgt bis heute für eine entspannnte Atmosphäre. Viele Tagestouristen schaffen es gar nicht hierher – und wenn dann nur in die Villa San Michele mit ihrem schönen Garten und den atemberaubenden Ausblicken aufs Meer. Abenteuerlich ist aber auch die Fahrt mit dem alten Sessellift hoch auf den Monte Solaro. Auch von hier eröffnen sich atemberaubende Ausblicke über die Insel bis hinüber nach Sorrent.
Einplanen solltest du außerdem einen Spaziergang durch die kleinen Gässchen im Zentrum. Neben allerlei Souvenirläden gibt es noch sehr viel Handwerkskunst zu entdecken. So kannst du dir beispielsweise die berühmten Capri-Sandalen maßschneidern lassen. Und auch ein Abstecher in die kleine Kirche San Michele mit ihrem wunderschönen Boden aus handgemalten Keramikfliesen ist schön.
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…
Nach so einem vollgepackten Tag wird es irgendwann Abend – und allein für diesen Capri-Moment lohnt sich die Übernachtung auf der Insel. „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ heißt die berühmte Liedzeile und die Melodie hat wahrscheinlich fast jeder bei einem Ausflug nach Capri im Kopf. Umso überraschter waren wir, dass es auf der Insel gar nicht so viele Orte gibt, von denen aus du den Sonnenuntergang sehen kannst.
Besonders schön geht das allerdings am Faro di Punta Carena. Hier gibt’s sogar zwei kleine Bars für den Sundowner. Und mit diesem kitschigen Ausblick auf Leuchtturm und untergehende Sonne nähert sich unser Inselhoppingtrip langsam dem Ende. Eines ist aber jetzt schon klar: Wir waren sicher nicht zum letzten Mal da. Auch uns hat Capri mit seinem Charme verzaubert.
Praktische Tipps:
Von Neapel, Pozzuoli und Sorrent fahren verschiedene Fährunternehmen auf die drei Inseln. In Neapel gibt es zwei Häfen: Von der Molo Beverello fahren die Schnellbote, die Autofähren starten von der Porta di Massa. Mit der Fähre bist du auf allen Inseln in kürzester Zeit, besonders wenn du die Schnellfähre nimmst. Mit der Autofähre ist es günstiger und die Fahrt dauert oft nur wenig länger. Für kurze Trips lohnt es sich nicht, ein Auto mitzunehmen. Alle drei Inseln verfügen über ein gutes Busnetz. Du kannst tatsächlich eine Inselhoppingtour machen: von Procida nach Ischia und weiter nach Capri. Die letzte Route ist weniger frequentiert, es gibt aber täglich mindestens eine Personenfähre. Um die Inseln richtig kennen zu lernen, solltest du unbedingt mindestens eine Nacht einplanen. Und von Capri aus kannst du direkt weiter Richtung Amalfiküste fahren. Tipps dazu findest du im Artikel Pittoresk hochgestapelt: Die Highlights der Amalfiküste.
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