Das Holstentor, Thomas Manns „Buddenbrooks“ und natürlich Marzipan fallen dir bestimmt auch sofort zu Lübeck ein. Die Hansestadt hat aber noch deutlich mehr zu bieten. Ich bin einen Tag lang im Weltkulturerbe auf Entdeckungstour gegangen.

Lübecks Wahrzeichen kennt jeder. Das Holstentor ist nicht nur auf jeder Postkarte aus der Hansestadt zu sehen, es hat jahrzehntelang auch den 50-D-Markschein geziert. Das Stadttor aus dem Mittelalter begrenzt die Altstadt und ist zusammen mit dem Burgtor der einzige Überrest der ehemaligen Stadtbefestigungsanlagen. Das Holstentor hat etwas vom schiefen Turm von Pisa, ist dank verschiedener Restaurierungen aber nicht einsturzgefärdet.

Ein Altstadtspaziergang durch Lübeck

Lübecks Wahrzeichen ist der Startpunkt für meinen Spaziergang durch die Altstadt, die auf einer Insel zwischen den beiden Flüssen Trave und Wakenitz liegt. Seit 1987 ist dieser mittelalterliche Stadtkern Teil des UNESCO-Welterbes, dieses Jahr feiert die Hansestadt deshalb groß den dreißigsten Jahrestag der Auszeichnung. Auch 2018 kommt Lübeck nicht aus dem Feiern raus: Dann steht das 875. Stadtjubiläum im Kalender. Lübecks Weltkulturerbe besteht aus über tausend Gebäuden – und bei einem Bummel durch die Gassen kannst du diese Denkmäler aus verschiedenen Epochen bewundern. So gut wie alles erhalten und restauriert ist, fühlt sich dieser Spaziergang immer mal wieder an wie eine Zeitreise zurück in die Welt der Hanse.

Von der Trave eröffnet sich ein schöner Blick auf die "Stadt der sieben Türme"
Von der Trave eröffnet sich ein schöner Blick auf die „Stadt der sieben Türme“

Die Altstadtinsel ist komplett von der Trave umgeben – und außer mit den verschiedenen Ausflugsschiffen kannst du die Hansestadt mittlerweile auch selbst vom Wasser aus entdecken. Boat Now bietet Elektroboote für sechs Personen für eine Tour rund ums alte Zentrum. Start ist hier an der Stadt-Trave.

Lübeck wird auch die „Stadt der sieben Türme“ genannt. Das Warum, wird bei einem Blick über die Trave schnell deutlich. Gemeint sind die sieben Türme der fünf imposanten Hauptkirchen, die die Häuser der Altstadt überragen: Jakobikirche, Marienkirche, Petrikirche, Aegidienkirche und Dom. Vom Turm der Petrikirche hast du übrigens einen tollen Blick auf die Altstadt.

Backsteinschmuckstücke der Hanse

Und Lübeck ist Backstein. Am prächtigsten präsentiert der sich außer an den Kirchen am Holstentor und am Rathaus. Aber auch viele der Häuser in der Altstadt sind wahre Backsteinschmuckstücke. Vorbei an den Backsteinfassaden der alten Salzspeicher geht es also über die Holstenstraße weiter in Richtung Stadtzentrum.

Direkt neben der Marienkirche befindet sich das Herz der Stadt: der Markt mit dem Rathaus. Im Unterschied zu anderen Rathäusern ist es nicht in einem Stil erbaut, sondern wurde seit dem 12. Jahrhundert immer wieder ergänzt. Heute ist es eine Mischung aus Gotik, Renaissance und Moderne und definitiv einen Abstecher wert. Das gilt auch für die Marienkirche nebenan. Sie gilt als „Mutterkirche der Backsteingotik“ und hat das höchste Backsteingewölbe der Welt.

Auf den Spuren der Buddenbrooks

Unter den Gewölben des historischen Kanzleigebäudes hindurch geht es weiter zum Buddenbrookhaus. Einst das Wohnhaus der Großeltern von Thomas und Heinrich Mann, beherbergt das nach dem Roman „Die Buddenbrooks“ benannte Haus heute ein Museum. Literaturliebhaber können sich hier mit dem Werk der Gebrüder Mann auseinandersetzen und wechselnde Ausstellungen besuchen.

Und Thomas Mann ist nicht der einzige Literaturnobelpreisträger, der Lübeck geprägt hat. Wenige Straßen weiter bietet das Günter-Grass-Haus als „Forum für Literatur und Bildende Kunst“ einen Einblick in das Schaffen des Schriftstellers. Und das Willy-Brand-Haus zeigt das Leben des in Lübeck geborenen Politikers und Friedesnobelpreisträgers Willy Brandt.

Das Buddenbrookhaus beherbergt heute ein Museum
Das Buddenbrookhaus beherbergt heute ein Museum

Eine Entdeckungsreise durch Lübecks Gänge

Einst aus der Not heraus entstanden, sind sie heute Oasen der Ruhe mitten in der Stadt: die Gänge. Wenn du beim Bummel durch die verwinkelten Altstadtgassen deine Augen offen hälst, begegnen sie dir an vielen Stellen. Beim schnellen Vorbeigehen fast unsichtbar, mit einem oft schmalen und winzigen Durchgang, führt dich der Weg in idyllische Innenhöfe. Aber Vorsicht: Kopfeinziehen ist hier ratsam!

Die Gänge sind Zeugen des mittelalterlichen Städtebaus an der Trave. Aus Platznot sind sie damals in der stetig wachsenden Stadt in den Hinterhöfen entstanden. Mit den meist winzigen Durchgängen durch die Vorderhäuser wurde der Zugang sichergestellt. Früher Wohnquartiere für die ärmsten Stadtbewohner, sind die Gänge heute begehrte Wohnlagen – über 100 gibt es noch in Lübecks Altstadt.

Eine weitere Besonderheit der Hansestadt sind die Stiftshöfe. Um Witwen und Waisen von Seefahrern und Kaufleuten versorgt zu wissen, gründeten angesehene Lübecker damals Stiftungen. Die berühmteste dieser Stiftungen ist der Füchtingshof in der Glockengießerstraße. Er ist mit dem Glandorpshof einer der schönsten erhaltenen Stiftshöfe in Lübecks Altstadt.

Weltberühmt: das Lübecker Marzipan

Eine Sache darf beim Bummel durch Lübeck definitiv nicht fehlen – erst recht nicht, wenn du genau wie ich auf Süßes stehst: das Lübecker Marzipan. Bester Ort, um das Original zu probieren, ist das Café Niederegger. Direkt gegenüber vom Rathaus bieten Laden und Marzipansalon die weltberühmte Süßigeit aus Mandeln und Zucker in allen erdenklichen Variationen.

Ein Muss für Marzipanfans: das Café Niederegger
Ein Muss für Marzipanfans: das Café Niederegger

Neben Toledo in Spanien und Aix-en-Provence ist Lübeck eine der Hochburgen der Marzipanproduktion. Ursprünglich kommt die Süßigkeit aus dem Orient und wurde in den Lübecker Zunftrollen erstmals 1573 als „Martzapaen“ erwähnt. Johann Gerhard Maret produzierte sie ab Ende des 17. Jahrhunderts in seiner Konditorei Maret. Die existiert immer noch und ist heute Lübecks älteste Konditorei. Zu seinem Weltruf verhalf aber Marets Geselle Georg Niederegger dem Lübecker Marzipan. Er gründete 1806 seine eigene Manufaktur, die noch heute ihren Sitz in der Hansestadt hat und weiter im Familienbesitz ist.

Direkt neben dem Café Niederegger zweigt übrigens die Hüxstraße von der Haupteinkaufsstraße ab. Gerade am Samstag, wenn die Straße verkehrsberuhigt ist, lohnt sich der Bummel. Hier findest du viele kleine Boutiquen, Galerien und Läden örtlicher Designer sowie sehr nette Cafés und Restaurants. Für die Mittagspause bietet sich das Restaurant Vai an, im Kaffeehaus direkt gegenüber kannst du dir anschließend den frisch gerösteten Kaffee und hausgemachten Kuchen schmecken lassen. Apropos leckerer Kuchen: Dafür ist außerdem das Café Fräulein Brömse im Europäischen Hansemuseum unweit vom Hansahafen ein Tipp.

Ab ans Meer: ein Abstecher nach Travemünde

Nach so vielen Leckereien wird es Zeit für einen Spaziergang. Und auch da hat Lübeck so richtig was zu bieten. 20 Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt das Ostseebad Travemünde an der Lübecker Bucht. Um hinzukommen, kannst du dich entweder aufs Rad setzen und immer an der Trave entlang fahren oder du nimmst den Zug. Vom Hauptbahnhof aus erreichst du in rund 20 Minuten Lübecks Stadtteil am Meer.

An der Lübecker Bucht reiht sich ein Urlaubsort an den nächsten - oft durch lange Sandstrände miteinander verbunden
An der Lübecker Bucht reiht sich ein Urlaubsort an den nächsten

An der Zugendstation in Travemünde-Strand bist du zwar immer noch in der Hansestadt, statt Holstentor und Buddenbrooks gibt es hier aber Möwen, Seeluft und Sand so weit das Auge reicht. Wenn du gerne etwas weniger Trubel als an der Strandpromenade hättest, ist die Halbinsel Priwall eine tolle Alternative.

Auf dem Weg dorthin bietet sich ein Bummel durch Travemündes Altstadt mit ihren kleinen Gässchen an. Sehenswert sind zum Beispiel die Kapitänshäuser in der Vorderreihe und der Alte Leuchtturm. Und auch Schiffe gucken kannst du in Travemünde. Neben den Fähren nach Skandinavien geht hier immer mal wieder ein Kreuzfahrtschiff vor Anker.

Einen Abstecher wert: die Altstadt von Travemünde
Einen Abstecher wert: die Altstadt von Travemünde

Und wenn du dann noch Lust hast, kannst du dich wieder aufs Rad setzen und an der Stranpromenade entlang über das Brodtener Steilufer oberhalb der Ostsee bis nach Niendorf radeln. Die Ausblicke aufs glasklare Meer sind einfach ein Traum. Die Tour ist auch perfekt für einen Sonntagsspaziergang oder eine Radtour entlang der Lübecker Bucht über Niendorf, Timmendorfer Strand bis nach Scharbeutz und Haffkrug.

 

Praktische Tipps

Mit der Deutschen Bahn kommst du schnell und einfach nach Lübeck. Auf GetYourGuide kannst du schon im Vorfeld verschiedene Touren buchen und im Reiseführer 111 Orte in Lübeck, die man gesehen haben muss findest du noch ein paar mehr Ideen, was du nicht verpassen solltest. Weitere Informationen über Lübeck und Travemünde findest du zudem unter www.luebeck-tourismus.de. Noch mehr über die Lübecker Bucht kannst du in meinem Artikel „Ostsee: 11 Tipps für die Lübecker Bucht“ lesen. Und wie immer freue ich mich über deine Tipps und Empfehlungen als Kommentar! Und wenn dir der Artikel gefallen hat, teil ihn doch gerne mit deinen Freunden! Damit du keine neue Geschichte mehr verpasst, kannst du mir außerdem auf Facebook, Pinterest, Instagram, Bloglovin‘ und Tripadvisor folgen. Oder du abonnierst dir My Happy Places als Newsletter.

 

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Autor

Willkommen bei My happy Places! Ich bin Britta, Journalistin, lebe in Hamburg und liebe es, zu reisen. Hier nehme ich dich mit zu meinen Lieblingsorten rund um die Welt. Viel Spaß!

8 Kommentare

  1. „Das Stadttor aus dem Mittelalter begrenzt die Altstadt und ist zusammen mit dem Burgtor der einzige Überrest der ehemaligen Stadtbefestigungsanlagen.“

    Das ist nicht ganz korrekt. Auch ein altes Stück Stadtmauer sowie der Stadtgraben und Wallanlagen (heute ein Park) sind noch erhalten.

  2. Hallo Britta, mein Mann und ich werden bald in Lübeck sein und nach der Lektüre Deines Artikels habe ich noch mehr Lust auf eine Entdeckungstour bekommen. Wunderbare Fotos…Dass Lübeck die Stadt der Buddenbrooks ist, hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Danke für die Inspiration. LG, Ricarda

    • Hallo Ricarda,

      freut mich sehr, dass mein Artikel dich inspiriert hat! Ja, in Lübeck kannst du definitiv auf den Spuren der Buddenbrooks wandern. Auch sonst ist die Stadt eine Reise wert. Und jetzt im Sommer müsst ihr unbedingt auch einen Abstecher ans Meer einplanen!

      Liebe Grüße und viel Spaß in Lübeck!
      Britta

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