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Australiens Tierwelt ist einzigartig und sicher einer der Gründe für eine Reise nach Down Under. Ob Kängurus, Koalas oder Pinguine: Wenn du zur richtigen Zeit unterwegs bist und die Augen offen hälst, wirst du definitiv einige entdecken.
Der Abend der Kängurus
„Schau mal, ein Känguru!“ Es ist früher Abend, Beginn der Dämmerung und unser dritter Tag in Australien. Wir sind irgendwo auf der Landstraße zwischen Sydney und Melbourne unterwegs. Gerade hatte ich ein Foto von einem der Warnschilder gemacht. Und jetzt sitzt da also tatsächlich ein echtes Känguru mitten auf der Lichtung. Als ich aussteigen und ein Foto machen will, hüpft es allerdings schnell davon.
Unsere australischen Freunde hatten uns vorgewarnt: Kängurus sind nachtaktiv und vor allem in der Dämmerung zu sehen. Wer zu dieser Zeit mit dem Auto unterwegs ist, sollte vorsichtig fahren. Ein Zusammentreffen kann für beide ziemlich unschön enden. Nach diesem Abend wussten wir, was sie meinen: Wir haben tatsächlich Dutzende von Kängurus gesehen. Einige haben direkt neben der Straße gegrast, andere sind neben uns über die Wiesen gesprungen – und zwei, drei auch direkt vor uns über die Straße gehüpft. Wir fahren also vorsichtig weiter und können einen Punkt auf unserer Liste abhaken: Kängurus in freier Wildbahn sehen: Check!
Unser Zusammentreffen war purer Zufall, es gibt aber einige Orte, die dafür bekannt sind, dass die Beuteltiere hier regelmäßig unterwegs sind. Der Sandstrand von Pebbly Beach an der Südküste von New South Wales ist so ein Ort, der Golfplatz in Anglesea an der Great Ocean Road oder Kangaroo Island in der Nähe vor Adelaide. Wenn du hier am späten Nachmittag oder frühen Abend einen Abstecher einplanst, ist Känguru-Spotting quasi garantiert. Und auch bei einer Autofahrt über Land in der Dämmerung wirst du genau wie wir sicher Kängurus vor die Linse bekommen.
Ein Spaziergang mit Koalas
Auch Koalas sind nachtaktiv, sofern man bei diesen putzigen Tieren überhaupt von aktiv sprechen kann. Etwa 20 Stunden pro Tag verbringen sie schließlich mit schlafen. Einen Koala zu sehen, der auch noch wach ist, ist also gar nicht so einfach… Und die Zeit, in der sie wach sind, verbringen sie dann auch noch vor allem mit dem verspeisen der Blätter der Eukalyptusbäume, in denen sie gerade sitzen.
Koalas wollten wir natürlich auch unbedingt sehen. Also haben wir unserem Lonely Planet vertraut und einen Abstecher auf das Inselchen Raymond Island vor der Küste von Victoria gemacht. Eine kleine Fähre bringt Autos und Fußgänger alle 20 Minuten in gerade mal fünf Minuten auf die andere Seite. Drüben angekommen, startet der Koala Walk direkt neben dem Fähranleger. Der Rundgang mitten durch eine weitläufige Wohngegend ist einen guten Kilometer lang, reine Gehzeit 20 Minuten.
Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, dass wir mitten am Tag auch nur einen einzigen Koala sehen – und sind eine gute Stunde später einfach sprachlos. Wir haben nicht nur einen Koala gesehen, sondern mindestens ein gutes Dutzend. Es hat tatsächlich etwas von Safari, denn ganz einfach sind die kleinen Kerlchen in den Eukalyptusbäumen nicht zu entdecken.
Aber es funktioniert: In einem Baum direkt an der Straße schlummert eine Koalamama mit ihrem Jungen auf dem Rücken – fast zum Greifen nah. Ein paar Bäume weiter ist ein Koala tatsächlich wach, reckt und streckt sich ausgiebig, um dann ein paar Eukalyptusblättern zu knabbern. Diese lebendigen Teddybären sind einfach unglaublich süß und wir glücklich und total verliebt.
Inzwischen sind die Koalas von der Insel gar nicht mehr wegzudenken, tatsächlich wurden sie aber erst 1953 nach Raymond Island umgesiedelt. Damals bestand die Sorge, dass die Baumtiere auf dem Festland aussterben könnten. Und tatsächlich sind Koalas auch heute noch bedroht: Wildtiere und Buschbrände aber auch Autos sind Gefahren. Komplett dem Schutz der Tiere hat sich deshalb das Koala Hospital in Port Macquarie verschrieben. Seit 1973 werden hier im Koala-Krankenhaus verletzte Tiere behandelt und wieder fit für die freie Wildbahn gemacht. Sogar einen Krankenwagen und einen Operationssaal gibt es. Wer hinter die Kulissen schauen will, kann das täglich um 15 Uhr bei einem geführten Rundgang tun.
Wir haben übrigens während unserer Reise nirgends sonst nochmal so viele Koalas gesehen wie auf Raymond Island. Die kleine Insel ist deshalb unser absoluter Top-Tipp fürs Koala-Spotting. Gute Orte sind ansonsten auch Philipp Island bei Melbourne, Kangaroo Island oder der Weg zum Cape Otway an der Great Ocean Road.
Die Parade der Pinguine
„Mit Einbruch der Dunkelheit trauen sich die ersten Tiere aus dem Wasser“, erklärt uns unser Guide Sarah. Auf einem Bildschirm haben wir den Strand im Blick – und da kommen tatsächlich die ersten kleinen Pinguine an Land. Wie süß! Wir sind auf Phillip Island, einer Insel eineinhalb Autostunden von Melbourne entfernt, und mal wieder auf der Pirsch. Bei der so genannten Penguin Parade watscheln hier jeden Tag Hunderte von Zwergpinguinen an mindestens genauso vielen Zuschauern vorbei zu ihren Schlaf- und Brutstätten.
„Tagsüber schwimmen die Pinguine im Meer und fangen kleine Fische oder Krustentiere zum Fressen, abends kommen sie dann gemeinsam zurück an Land“, erklärt uns Sarah weiter. Die kleinen Tiere warten dabei bis zur Dämmerung, um im Schutz der aufkommenden Dunkelheit weniger sichtbar für Feinde zu sein. Auch auch der Aufmarsch in Gruppen hängt damit zusammen. Am eigenen Zuhause angekommen, ziehen sie dann alleine weiter.
Phillip Island ist ein Naturparadis. Hier leben Kängurus, Koalas, Robben – und eben auch Pinguine. Nur gut 30 Zentimeter sind diese Zwergpinguine groß. Sie haben ein grau-blaues Gefieder und heißen deshalb auf Englisch Little Blue Penguins oder auch einfach nur Little Penguins. Hier auf Phillip Island kommen sie jeden Abend pünktlich nach Einbruch der Dunkelheit zu hunderten aus den Fluten. Pinguinparade halt. „Gestern ware es sogar weit über 1.000“, sagt Sarah.
Entsprechend groß ist auch die touristische Infrastruktur. Mitten in die Sanddünen wurden riesige Tribünen gebaut, von denen aus wir Zuschauer die kleinen Tiere auf ihrem abendlichen Heimweg beobachten können. Es gibt verschiedene Ticketkategorien, der Preis richtet sich danach, wie nah man den Tieren kommen möchte. Wir waren etwas spät dran und konnten nur noch eine der Top-Kategorien buchen – eine Beobachtungsstation im Keller, direkt neben den Wegen der Pinguine.
Jetzt laufen diese kleinen knuffigen Tiere also direkt vor unserer Nase lang nach Hause, nur durch eine Glasscheibe getrennt. Und die vielen Besucher scheinen sie weder zu stören, noch überhaupt zu interessieren. Unbeirrt watschelt einer nach dem anderen an uns vorbei zu seinem Nest. Fotografieren ist übrigens komplett verboten. Die kleinen Kerle sollen auf ihrem Heimweg nicht noch mehr gestört werden. „Durch den Blitz werden sie geblendet und können die Orientierung verlieren“, erläutert uns Sarah. Und nach einer guten Stunde ist ohnehin Schluss. Jetzt werden wir Besucher freundlich nach draußen gebeten, die Lichter ausgeschaltet – und dann kehrt am Pinguinstrand auch für die eigentlichen Bewohner Ruhe ein.
Wenn dir die Pinguinparade zu touristisch und zu viel Trubel ist, kannst du dein Glück auch noch an einigen anderen Stellen versuchen. An der Great Ocean Road in der Nähe der Zwölf Apostel oder direkt in Melbourne am Strand von St. Kilda zum Beispiel. Wir waren jeweils zum Einbruch der Dunkelheit dort, hatten aber kein Glück. Dafür haben wir am nächsten Morgen direkt bei The Nobbies auf Phillip Island noch ein paar der kleinen grau-blauen Kerle entdeckt, die offensichtlich mal eine Pause vom Fischen gemacht haben.
Kasuare und andere lustige Vögel
Die Zwergpinguine von Phillip Island sind aber nicht die einzigen flugunfähigen Vögel, die du in Australien entdecken kannst. Ganz im Norden von Queensland sind wir im Daintree Rainforest auf die Suche nach einem Kasuar gegangen. Mit seinem leuchtenden blauen Kopf und Gefieder und seiner Größe von bis zu 1,70 Meter waren wir sicher, dass wir diesen lustigen Vogel nicht übersehen können.
Und die Straße nach Cape Tribulation war auch voll mit Warnschildern, die behauptet haben, dass er hier gerade gesichtet wurde. Allerdings haben wir die Rechnung dann doch ohne diesen scheuen Laufvogel gemacht, der irgendwo tief im Regenwald lebt und meist schon wieder weg ist, bevor du ihn überhaupt bemerkt hast. Wir haben auf jeden Fall keinen entdeckt.
Mehr Glück hatten wir dafür mit dem zweiten australischen Wappentier. Der Emu ist noch ein bisschen größer als der Kasuar, kann auch nicht fliegen, ist dafür aber nicht ganz so scheu und stolziert öfters mal über eine Wiese. Uns ist er unter anderem auf der sonst recht langweiligen Strecke durch den Coorong National Park südlich von Adelaide begegnet. Der Emu ist übrigens der größte Vogel in Australien und ziert nicht nur das Wappen, sondern auch die 50-Cent-Münze.
Lustige Vögel begegnen dir in Australien ansonsten eigentlich fast überall. Im Regenwald im Norden sind viele bunte Papageien unterwegs, in den Blue Mountains weiße Kakadus. In Sydney selbst laufen durch fast jeden Park die weißen Ibisse mit ihren langen schwarzen Schnäbeln. Und auch Pelikane sind uns immer wieder begegnet. Die Vogelfans unter euch sollten also auf keinen Fall ihr Fernglas vergessen, für euch gibt es Down Under wirklich einiges zu entdecken.
Die gefährlichen Tiere
In Australien gibt es nicht nur Krokodile oder Haie, es ist auch der Kontinent mit den giftigsten Tieren der Welt. Quallen, Spinnen und Schlangen sind nur einige von ihnen – und es gibt sie eigentlich überall im Land. Die Trichternetzspinne zum Beispiel lebt in und um Sydney und gilt als giftigste Spinne überhaupt. Zwar sind Australiens Krankenhäuser und Arztstationen gut mit Gegengiften ausgestattet und werden mehr Menschen von herabfallenden Kokusnüssen als giftigen Spinnen verletzt, trotzdem wollten zumindest wir das nicht ausprobieren.
Eine gute Portion Vernunft und Aufmerksamkeit kann in diesem Land beim Reisen also definitiv nicht schaden. Für uns war die Gefahr im nördlichen Queensland am offensichtlichsten. Hier leben Süß- und Salzwasserkrokodile – und große Warnschilder weisen an jedem Strand darauf hin. Außerdem ist etwa von November bis Mai Quallensaison und die Begegnung mit einer Würfelqualle kann lebensgefährlich sein. Wir waren im März in Australien – und damit war das Baden im Meer hier im Norden quasi ausgeschlossen. Schnorcheln kannst du trotzdem, aber möglichst nur mit Ganzkörperanzug. An einigen Stränden werden außerdem kleine Bereiche mit Netzen geschützt, so dass du hier halbwegs sicher ein bisschen im Meer planschen kannst. Und ansonsten bleibt ja zum Glück immer noch der Pool.