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Schwerin als kleinste Landeshauptstadt Deutschlands ist mit dem Schloss und den vielen Seen definitiv eine Reise wert – ob für einen Tagesausflug oder gleich ein ganzes Wochenende. Tipps für die Stadt der sieben Seen.
Es ist ein wunderschöner Sommernachmittag als ich in Schwerin ankomme. Ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein begrüßen mich. Ich fahre schon eine Weile durch die Stadt – und dann, als ich um die nächste Kurve biege, leuchtet da hinten über dem Wasser plötzlich das Schweriner Schloss in der Nachmittagssonne. Ich kenne es natürlich von zahlreichen Fotos und trotzdem ist das so ein Wow-Moment. Wow, sieht das schön aus! Fast wie ein Märchenschloss.
Bei Mecklenburg-Vorpommern denkst du sicher auch zuerst an die Ostsee, die Seenplatte oder Rügen und Usedom. Schwerin steht oft ein wenig im Schatten dieser touristischen Schwergewichte. Völlig zu unrecht, hat die kleine Landeshauptstadt mit ihren knapp 100.000 Einwohnern doch nicht nur dieses märchenhafte Schloss, sondern auch noch ganze sieben Seen und damit viel Natur zu bieten. Mit den Schweriner Schlossfestspielen gibt es außerdem jedes Jahr im Sommer das kulturelle Highlight vor romantischer Kulisse.
Schweriner Schlossfestspiele: Theater vor Märchenkulisse
Und genau damit startet auch mein Besuch in Deutschlands kleinster Landeshauptstadt. Am Abend steht die Aufführung von Cyrano de Bergerac im Schlossinnenhof auf dem Programm. Noch schnell ins Hotel – und dann muss ich mich auch schon auf den Weg machen.
Die Kulisse ist tatsächlich zauberhaft. Unter freiem Himmel steht im verwinkelten Innenhof dieses Jahr die romantische Komödie aus Frankreich auf dem Programm. Und das Publikum ist ganz nah dran, wenn der Held mit der übergroßen Nase um seine angebetete Roxane wirbt. Während Cyrano mit seinen Treuen ein Degenduell nach dem nächsten gewinnt, geht langsam die Sonne über der Stadt unter. Jetzt sorgt das Bühnenlicht für romantische Stimmung. Ein wunderbarer Auftakt für ein Wochenende in Schwerin.
Schloss Schwerin: Herzogliche Geschichte trifft Politik
Am Samstagmorgen steht das Schweriner Schloss gleich wieder im Mittelpunkt. Bei einer Führung „Vom Keller bis zur Kuppel“ werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Wahrzeichens der Stadt. Einst Sitz der mecklenburgischen Herzöge, beherbergt das Schloss heute den Landtag von Mecklenburg Vorpommern sowie das Schlossmuseum. Und auf unserer Tour können wir überall einen Blick hinein werfen.
Dazu geht es zuerst ganz nach oben. Die filigrane Wendeltreppe hoch zur Kuppel schwankt etwas – dafür gibt es hier einen grandiosen Blick über die Stadt, den Schlossgarten und natürlich den Schweriner See. Und auf dem Schlossdach wartet noch eine Überraschung: Hier oben sind seit zwei Jahren rund 40.000 Schweriner Schlossbienen zu Hause und produzieren frischen Honig.
Über verwinkelte Treppen geht es anschließend weiter Richtung Parlament. Seit 2017 tagt der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern im neu gestalteten Plenarsaal. An den Goldenen Saal, in dem hier zu Herzogszeiten gefeiert wurde, erinnern noch die goldfarbenen Wände. Mehr Einblicke in die lange Geschichte der mecklenburgischen Herzöge gibt es ein paar Räume weiter im Schweriner Schlossmuseum. Besonders prachtvoll sind der Thronsaal und die Ahnengalerie – und wir sind einigermaßen erstaunt, als uns Stadtführerin Teresa erklärt, dass hier nicht alles Gold ist, was glänzt. Aus statischen Gründen wurde im Schloss ganz viel mit Pappmaché gearbeitet.
Zum Schluss bekommen wir dann noch den kleinen Mann zu Gesicht, der schon seit Jahrhunderten im Schloss zu Hause ist: Ein altes Bild zeigt das Petermännchen. Schwerins Schlossgeist und Stadtmaskottchen soll in den Kellern und Gewölben des alten Gemäuers sein Unwesen treiben.
Orangerie: Prachtvolle Kulisse am See
Bevor es draußen weiter in die imposante Orangerie mit ihrem hübsch gestalteten Garten direkt am Wasser geht, werfen wir auch noch einen Blick in die Schlosskirche. Das Highlight ist hier das blaue Deckengewölbe mit seinen unzähligen goldenen Sternen. Bei der Spendenaktion „Kauf dir deinen Stern vom Himmel“ hat jeder einzelne der insgesamt 8.758 Sterne einen Paten bekommen – und damit die Restaurierung der Kirche finanziert.
Zum Abschluss steht schließlich ein Bummel durch den Burggarten direkt am Wasser auf dem Programm. Herzstück ist hier die Orangerie, in der sich heute auch das Schloss-Café befindet. Direkt am Wasser gelegen, hast du über den wunderschön gestalteten Garten den direkten Blick hinaus auf den Schweriner See. Um den ausreichend genießen zu können, hat sich der Herzog außerdem noch eine Liebesinsel anlegen lassen. Wer gemeinsam über die Brücke hinüberspaziert, bleibt für ewig zusammen, verrät uns Teresa.
Schwerins Altstadt: Fachwerk rund um den Dom
Nach so viel herzöglicher Pracht geht es im Anschluss über die Schlossstraße hinüber in die Altstadt. Zwischen Schweriner See und Pfaffenteich findest du auch im Zentrum viele repräsentative Prachtbauten aus Schwerins Zeit als Residenzstadt. Im alten Arsenal am Pfaffenteich beispielsweise residiert heute das Innenministerium, im Kollegiengebäude die Ministerpräsidentin. Am Pfaffenteich begegnet uns übrigens direkt nochmal Schwerins Schlossgeist: Die Pfaffenteichfähre kennen die Schweriner nur als Petermännchenfähre. Am rechten Ufer erstreckt sich mit der Schelfstadt Schwerins zweitältester Stadtteil mit der Schelfkirche als Mittelpunkt. Hier findest du rund um die Münzstraße zahlreiche der typischen Fachwerkhäuser und viele Galerien und kleine Lädchen.
Das Zentrum der Altstadt ist aber der Markt mit dem alles überragenden Schweriner Dom. Markant sind hier außerdem das Neue Gebäude mit seinen Säulen sowie das Rathaus – und natürlich die Löwenstele. Sie erinnert an die Gründung Schwerins 1160 durch Heinrich den Löwen.
Ich bummle noch ein bisschen durch die kleinen Gassen, bevor mich der Hunger ins Müllers verschlägt. Das Café Bistro mit seinem hübschen Innenhof unweit des Doms bietet eine vegetarische Küche und leckere Snacks für zwischendurch. Fürs Dessert zieht es mich anschließend weiter zu Miss Törtchen. Beim Blick in die Auslage des süßen Cafés fällt es mir schwer, mich für eine der Cupcakes und Torten zu entscheiden. Und wer dann noch Platz für einen Kaffee hat, dem empfehle ich die Rösterei Fuchs direkt am Markt.
Im Schlossgarten: Wasser mit Ausblick
Für einen kleinen Spaziergang zieht es mich anschließend nochmal Richtung Schlosspark. Die weitläufige Anlage ist über eine historische Zugbrücke mit der Schlossinsel verbunden. Das Schweriner Schloss – übrigens inspiriert vom Loire-Schloss Chambord – hast du es auch hier von fast überall im Blick. Nur ein paar Schritte von der Hauptattraktion der Stadt entfernt wird es aber auch ganz schnell ruhig. Dann sitzen Schweriner und Touristen am Ufer und schauen den Schwänen und Schiffen der Weißen Flotte hinterher, die auf dem Schweriner See ihre Runden drehen.
Insgesamt sieben Seen gibt es wie gesagt in und um Schwerin, Wasser hast du in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt also immer irgendwo. Mal ist viel los, dann wieder hast du Ufer und See fast ganz für dich alleine. Und schon ein bisschen außerhalb der Innenstadt findest du am Schweriner See auch immer wieder Stege und Badestellen. Egal ob mit dem Tretboot oder dem Segelschiff, Deutschlands drittgrößter See ist ein tolles Wasserquartier. Oder du mietest dir ein Hausboot und stichst damit gleich über Nacht in See.
Schweriner Residenzensemble: Kultur pur
So einen Ausflug aufs Wasser nehme ich mir für einen nächsten Besuch vor. Heute Nachmittag und Abend steht noch ein bisschen mehr Kultur auf dem Programm. Direkt gegenüber vom Schloss liegen mit dem Staatlichen Museum mit seinen alten Meistern und dem Mecklenburgischen Staatstheater gleich zwei der kulturellen Institutionen der Stadt. Gemeinsam mit dem Schloss bilden sie das Schweriner Residenzensemble und kandidieren so auch gerade für die Weltkulturerbeliste der Unesco.
Im Rahmen einer öffentlichen Theaterführung kannst du im Staatstheater hinter die Kulissen schauen und triffst mit etwas Glück sogar einen der Schauspieler, der kurze Zeit später auf der Bühne steht. Auf meinem Programm steht für den Abend das Musical Anatevka, das im Alten Garten vor dem Theater aufgeführt wird – einen grandiosen Blick auf das Schweriner Schloss in der Abendsonne inklusive.
Vorher geht es aber noch zum Abendessen in Weinhaus Wöhler in der Schelfstadt. Das historische Fachwerkhaus wurde schon 1750 gebaut, seit 1819 befindet sich hier die Weinhandlung. Heute kannst du im Restaurant des ehemaligen Hoflieferanten speisen – und es dir an einem lauen Sommerabend, wie wir ihn erwischt haben, im Innenhof schmecken lassen. Du isst lieber Fisch? Dann ist das Restaurant Lukas eine Alternative.
Freilichtmuseum Mueß: Ein Blick in die Geschichte
Nach einem herrlichen Sommerabend bei den Schweriner Schlossfestspielen steht am Sonntag ganz viel Natur auf dem Programm. Das ist schließlich einer der Vorteile in Schwerin: Du bist ganz schnell draußen auf dem Land – zum Beispiel im Freilichtmuseum in Mueß.
Freilichtmuseen gibt es in Deutschland viele, erklärt uns Volker Janke. Das besondere hier in Schwerin sei, dass nicht verschiedene Häuser aus der Umgebung zusammengetragen wurden, sondern das alte Fischer- und Bauerndorf Mueß erhalten wurde. Direkt am Südufer des Schweriner Sees gelegen, bekommst du in den 17 historischen Gebäuden von der Dorfschule bis zur Schmiede Einblicke in die Lebenswelt des vergangenen Jahrhunderts.
Und dann nimmt Janke uns mit auf den Bienenpfad des Museums. Vorbei an Streuobstwiesen geht es hinüber zur ersten Station. Hier können wir durch die Glasscheibe einen Blick in den Bienenstock werfen. Ein paar Schritte weiter steht auf der Schafkoppel die Bienenanlage von Demeter-Imker Mirko Lunau. Hier und auf den drei weiteren Stationen bekommen normalerweise große und kleine Besucher Einblicke in die Imkerei damals und heute. Janke nimmt uns noch mit zum herrlich blühenden alten Lehrergarten und lässt uns den frisch geernteten Honig probieren. Einfach Lecker!
Auf dem Rückweg schauen wir noch in der alten Hofküche vorbei. An jedem letzten Sonntag im Monat kochen hier Historiendarsteller im Rahmen von „Sünndags in de Koek“ nach alten Rezepten. Vom Kochtopf bis zum Teller ist hier alles original – nur das Essen ist frisch gekocht und du kannst sogar probieren.
Hof Medewege: Demeter-Bauernhof-Idylle
Für den Nachmittag steht mit Schloss Wiligrad noch ein Schloss mit Seeblick auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin machen wir aber noch kurz einen Zwischenstopp auf dem Hof Medewege vor den Toren Schwerins. Schon in den 90er Jahren ist hier direkt am Medeweger See rund um das alte Gutshaus von 1829 ein Bio-Bauernhof entstanden.
Inzwischen hat der Betrieb komplett auf Demeter umgestellt und du findest hier neben dem Bauernhof auch einen Hofladen, ein Café, eine Gärtnerei und Imkerei sowie die Mühlenbäckerei. Längst ist der Hof über die Grenzen Schwerins hinaus bekannt: Die Brötchen aus der Mühlenbäckerei kannst du auch auf Rügen kaufen und das Gemüse der Gärtnerei in Hamburg. Während einer Radtour entlang des Schweriner Sees ist vor allem das Hofcafé ein beliebtes Ziel.
Schloss Wiligrad
Für uns geht es weiter Richtung Wiligrad. Hier liegt mit dem Schloss Wiligrad ein weiteres herzogliches Residenzschloss am Steilufer über dem Schweriner See. Um die Jahrhundertwende erbaut, beherbergt das Schloss heute verschiedene Ausstellungen des Kunstvereins Wiligrad. Sehenswert ist aber auch die Parkanlage direkt am See.
Wir machen es uns an diesem herrlichen Sommersonntagnachmittag im Gartencafé der Schlossgärtnerei Wiligrad gemütlich. Mit Blick auf die alten Gewächshäuser kannst du im Garten sitzen und dir den leckeren Kuchen schmecken lassen. Und hier schließt sich der Kreis zu den Schlossbienen und den Bienen im Freilichtmuseum Mueß. Auch auf der Wiese neben dem Café stehen die Bienen von Mirko Lunau. Und das beste: Im kleinen Hofladen hinter dem Café kannst du die verschiedenen Honigsorten und weitere lokale Produkte kaufen und mit nach Hause nehmen.
Und schon ist das Wochenende in Schwerin wieder vorbei. Ich bin begeistert, was Mecklenburg-Vorpommerns kleine Landeshauptstadt außer dem Schloss alles an Highlights bietet. Falls du Lust bekommen hast: Noch bis Ende Juli laufen die Schweriner Schlossfestspiele: Und so ein Sommerwochenende am See ist ohnehin immer ein guter Plan.
Praktische Tipps
Mit der Deutschen Bahn bist du aus Hamburg in einer guten Stunde in Schwerin, von Berlin sind es knapp zwei Stunden. Die Stadt selbst ist kompakt und du kannst alle Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichen. Für weitere Strecken gibt es die öffentlichen Verkehrsmittel. Zum Übernachten empfehle ich das Hotel Speicher: Das klimapositive Vier-Sterne-Haus im denkmalgeschützten Getreidespeicher liegt direkt am Ziegelsee. Weitere Infos findest du außerdem im Tourismusportal der Landeshauptstadt Schwerin. Und noch mehr Tipps findest du im Reiseführer 111 Orte in und um Schwerin, die man gesehen haben muss. Und bei GetYourGuide kannst du verschiedene Stadtführungen buchen. Noch mehr Tipps für den Nordosten Deutschlands findest du in meinem Artikel „Mecklenburg-Vorpommern: Die Highlights der Ostsee“.
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Für die Recherche zum Artikel wurde ich im Rahmen einer unbezahlten Bloggerreise vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern nach Schwerin eingeladen. Vielen Dank dafür! Meine Meinung ist wie immer unabhängig.
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5 Kommentare
Hi Britta, treffendes Portrait.
Ich habe bis ich 18 war in Schwerin gelebt und entdecke die Stadt nun gerne wieder.
Ecken und Dinge, die man vorher für selbstverständlich gehaltenund gar nicht beachtet hat,
sind plötzlich wieder auf dem Radar und dafür doppelt so cool.
Mich freut es, dass du eine schöne Zeit in Schwerin hattest.
Ich freue mich ebenso auf meinen nächsten Besuch.
Hallo Ole,
das freut mich ja, dass ich deine Heimatstadt gut getroffen habe.
Ich war ganz überrascht, was Schwerin außer dem Schloss – das alleine auch schon den Ausflug wert ist – noch alles zu bieten hat.
Viele Grüße und dir einen schönen nächsten Besuch!
Britta
Welch tolle Fotos! Bisher war ich ja noch nie in Schwerin. Nach deinem Artikel bin ich fest davon überzeugt, dass ich das unbedingt mal ändern muss.
Liebe Grüße
Thomas
Vielen Dank, lieber Thomas! Wie schön, dass mein Artikel und die Fotos dich inspirriert haben ? Mich hat Schwerin auch sehr überrascht – und die Stadt ist definitiv den Ausflug wert.
Liebe Grüße
Britta
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